Online-Redaktion: Frau Fedder, was unterscheidet die Familienmetzgerei als Traditionsbetrieb vom Einkauf an der Supermarkttheke?
Dorothee Fedder: Wir beraten den Kunden von A bis Z. Wir nehmen uns Zeit für jeden Kunden, für eine persönliche Ansprache und für eine fachgerechte und persönliche Beratung.
Online-Redaktion: Gerade die langen Öffnungszeiten der großen Ketten stehen dem normalen, ortsansässigen Betrieb oft entgegen. Womit überzeugen Sie Ihre Kunden dennoch zu Ihnen zu kommen, Frau Fedder?
Dorothee Fedder: Wir legen großen Wert auf eine gute Stammkundschaft und informieren unsere Kunden sehr genau über Qualität und Herkunft unseres Fleisches. Das machen wir, weil wir wissen, dass unsere Kunden heimische und regionale Produkte wünschen und zu schätzen wissen. Für die Qualität wurden wir bereits vielfach ausgezeichnet. Zahlreiche Teilnahmen an Wettbewerben haben uns viele Prämierungen mit Gold- und Silbermedaillen eingebracht. Die Pokale und Urkunden können unsere Kunden im Laden auch sehen. Transparenz ist uns dabei sehr wichtig.
Online-Redaktion: Sie kennen Ihre Kundschaft bereits seit Jahrzehnten, welche Geschichten haben Sie besonders berührt? Vor und hinter der Ladentheke?
Dorothee Fedder: Es gibt viel Schönes was wir selbst oder mit unseren Kunden miterleben durften, aber natürlich auch manche Krise, die wir bewältigen mussten. So zum Beispiel rund um BSE. Das hat die Kunden damals sehr verunsichert und führte zu einem dramatischen Einschnitt für die Fleischwirtschaft. Keiner wollte mehr Rindfleisch haben – dunkles Rindfleisch war verpönt, dadurch kam dunkles Straußenfleisch ins Gespräch. Auch jetzt in Zeiten der Krise rund um Corona, versuchen wir darauf einzugehen und kommen den Kunden gerne weitestgehend entgegen. Dazu haben wir aktuell einen Lieferservice eingerichtet. [Anm. der Red.: Mehr lesen Sie hier]
Da wir viel mit unserer Kundschaft im Kontakt stehen, haben sie mit uns auch ihre persönlichen Geschichten geteilt: Freude über die Ankunft eines neuen Sprösslings, Hochzeiten. Aber genauso haben wir auch mitgefühlt bei Krankheiten oder getrauert beim Verlust eines geliebten Angehörigen.
Flexibel müssen wir schon öfter sein: So zum Beispiel beim Stromausfall, wenn auf einmal die ganze Elektronik ausfällt, zum Beispiel die Kasse nicht funktioniert oder Türen. Da helfen uns die mechanischen Waagen auch mit solchen Ereignissen umzugehen.
Einmal ist uns ein Ochse ausgebüxt beim Ausladen vor dem Schlachthaus – aber auch das konnten wir gemeinschaftlich lösen.
Alle zusammen haben wir auch angepackt als Hochwasser einen regelrechten Fluss auf der Dorfstraße vor dem Laden erzeugt hat. Durch Starkregen liefen Laden und Keller voll. Zum Glück konnten wir gemeinschaftlich mit unseren Mitarbeitern alles Wasser herausschöpfen und mit Wasserabziehern und Besen wieder herausdrängen.
Abenteuerlich war auch ein Unfall, der für Stunden zu einer Vollsperrung der Hauptstraße geführt hat: Da war ein PKW ins Schaufenster gefahren. Das ganze Dorf war in Aufregung und sogar die Presse berichtete davon.
Online-Redaktion: Frau Fedder, flexibel sein und auf Kundenwünsche eingehen, das haben Sie aktuell bereits mit dem neu aufgelegten Belieferungs-Service rund um Much bewiesen. Wie kam es dazu und wie wird der Service aktuell angenommen?
Dorothee Fedder: Wie schon gesagt, sind wir immer bemüht unseren Kunden auch in Krisenzeiten entgegen zu kommen. Aktuell haben wir natürlich wie viele andere auch Einbußen im Eventcatering zu verzeichnen. So konnten wir Kapazitäten anders verteilen und gleichzeitig auf den Wunsch vieler gerade älterer Kunden eingehen und haben den Lieferservice rund um Much gestartet. Wir haben per Newsletter und auch über die sozialen Medien darauf aufmerksam gemacht und das Interesse und die Aufmerksamkeit waren groß. Jetzt erreichen uns Anfragen weit über Much und das Umland hinaus. So zum Beispiel aus Lohmar bis sogar nach Monheim. Wir raten daher allen, die das interessiert und von weiter weg kommen, erstmal bei uns anzufragen, ob und zu welchen Konditionen wir anliefern können. Unser Verkauf über die Ladentheke läuft natürlich weiter wie gehabt.
Online-Redaktion: Frau Fedder, Sie als Mucher Traditionsbetrieb sagen: „Gutes Fleisch ist unsere Leidenschaft“ und klären genau auf, woher Sie Ihr Fleisch beziehen. Welches Argument überzeugt Ihre Kunden besonders, bei Ihnen an der Fleischtheke zu kaufen?
Dorothee Fedder: Die regionale Nähe ist für die Kunden sehr wichtig. Und dass wir transparent vorgehen. Außerdem kann man sich bei Bedarf bei uns auch ausführlicher über unsere Fleischauswahl informieren. So liegen bei uns im Laden zum Beispiel Infobroschüren über das Schwäbisch Hällische Schwein zum Mitnehmen aus. Beim regionalen Rindfleisch von Bauern aus der Region geben wir auf Nachfrage gerne den Namen des Bauern bekannt sowie die Ohrmarke des Tieres. Unser Geflügel von der Firma Borgmeier ist aus artgerechter Tierhaltung – das ist uns und unseren Kunden sehr wichtig.
Online-Redaktion: Welche Hürden haben Sie als Familienbetrieb täglich zu meistern und woran sind Sie in den letzten Jahren besonders gewachsen?
Dorothee Fedder: Als wir das Ladenlokal nach Übernahme der Schwiegereltern in 3. Generation übernommen haben war viel zu erledigen. Ein Komplettumbau mit Unterkellerung – neue Fliesen, neue Thekenanlage, neue Gerätschaften und Maschinen. Das war schon eine Herausforderung, die wir aber gut gemeinsam gemeistert haben. Früher war unser Schlachthaus noch unmittelbar bei uns. Heute ist es ausgelagert. Nach dem Abriss haben wir eine Küche mit Großgerätschaften gebaut, die für den heutigen Betrieb mit Catering erforderlich sind.
Hürden? Es muss ständig für genügend frische Ware gesorgt werden – keine Massen-, sondern grundsätzlich Qualitätsware mit Frischegarantie. Bei Bedarf und Vorbestellung kann man termingerecht Ware reservieren und bereithalten.
Online-Redaktion: Frau Fedder: Wie geht es einem Traditionsbetrieb wie Ihrem heute? War früher alles besser? Welche Klischees belasten Sie besonders?
Dorothee Fedder: Heute besteht ein größerer Konkurrenzkampf – mehr Supermärkte, die Billigfleisch haufenweise als Massenware anbieten. Früher hatten die Kunden ein anderes Kaufverhalten, der Umgang war einfacher. Heute wird der Kunde häufiger durch die Medien manipuliert und ist anspruchsvoller. Angeregt durch Kochsendungen werden bestimmte Fleisch-Teilstücke verlangt, die man früher nicht speziell herausstellte. Dagegen sind Innereien, Leber, Hirn, Schweineohren und -füße nicht mehr gefragt. So ändert sich der Zeitgeist.
Online-Redaktion: Vielen Dank für das Interview, Frau Fedder.
Dorothee Fedder: Danke und sehr gerne. Ich mache meinen Job hier wirklich gerne. Wer von unseren Kunden persönlich noch Fragen an mich hat, kann mich natürlich auch gerne im Laden auf das Interview ansprechen. Übrigens: Wir suchen auch immer gute Mitarbeiter, die auch lieben was sie tun. Wenn Sie also bei uns mitarbeiten möchten, gerne melden … [Anmerkung der Redaktion: Dazu gibt es bald im Blog auch eine Stellenanzeige, die wir hier verlinken]
JETZT NEU: Fedder liefert ab sofort aus in und um Much und der Region
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